Wir waren drei geniale Jahre zusammen, als er mich fragte, ob ich mal Lust auf etwas „Anderes“ hätte. Selbst wenn ich geahnt hätte, was er damit meinte, hätte ich auf keine Erfahrung zurückblicken können, die mich davor gewarnt hätte. Außerdem vertraute ich ihm.
Meine Vergangenheit war eher von oberflächlichen Wünschen der Männer geprägt, nicht unbedingt von meiner Phantasie. Weil dem so war, lag eben diese Phantasie unter einem Haufen von Komplexen und einem latenten Minderwertigkeitsgefühl begraben. Patrick war vom ersten Moment an anders. Er achtete scheinbar auf jede Reaktion meines Körpers, konnte mich problemlos eine Stunde am seidenen Faden hängen lassen, um dann genau den richtigen Moment abzupassen, mich über die Schwelle zu bringen.
Aus meiner Sicht, war das erstmals eine gute Voraussetzung für ein erfülltes Sexleben, mehr brauchte ich eigentlich nicht. Daher mein Zögern, als er mir eine „unvergessliche Nacht“ versprach, wenn ich mich ihm bedingungslos ausliefern würde. Zu Hause hatte ich mir schon die Hände und Füße ans Bett fesseln lassen und es hatte wirklich Spaß gemacht, so „wehrlos“ zu sein. Mehr aber auch nicht. Wenn ich nicht gefesselt war, ließ ich ihn genauso machen, was ihm in den Sinn kam. Er kannte meine Grenzen, also lebte er darin.
In den eigenen vier Wänden war ich für fast alles zu haben. Patrick wollte aber nicht zu Hause bleiben, das machte er mit seinem Anzug und dem bereitgelegten Mantel klar. Er sah mich auffordernd an, als ich aus der Dusche stieg. Er trocknete mich ab, mit und ohne Handtuch, was offenkundig Teil seiner Überredungskunst war. Es hätte mich nicht gewundert, wenn er mich auf Knien gebeten hätte, ihn zu begleiten. Dabei war das gar nicht nötig.
Unter den üblichen Einschränkungen sagte ich zu. Ich hatte keine Lust auf ein Pornokino oder fremde Hände auf mir. Er versicherte, er würde der einzige sein, der mich berühren oder auch nur zu Gesicht bekommen würde. Tatsächlich hatte ich ein paar Mal das Gefühl gehabt, er sei eher der eifersüchtige oder besser besitzergreifende Typ, wenn ich von vergangenen Beziehungen gesprochen hatte. Also hatten wir einen Deal und ich ein Outfit, das er mir aufs Bett legte.
Das Kleid war elegant aber mehr als gewagt. Ich hätte nicht sagen können, ob der Ausschnitt vorne oder am Rücken tiefer war. Der String war nicht überraschend, ich wusste, dass er den an mir liebte. Die High Heels waren keine von meinen. Meine Absätze waren definitiv kürzer, entsprechend unsicher war mein Gang.
Mein Spiegelbild sagte mit lauten und deutlichen Worten „So gehst du nicht unter Leute, das hier ist nicht Hollywood und du verdienst dein Geld nicht auf der Straße“. Er hatte versprochen, dass ich nicht unter Leute musste, also gönnte ich ihm den Anblick und ließ mich zu seinem Auto führen.
Die kurze Fahrt endete im Gewerbegebiet. Ich wusste, dass er hier seine Firma hatte, fragte mich allerdings, was es da um diese Zeit Spannendes zu erledigen geben würde. Als er rechts ran fuhr, wollte ich schon aussteigen. Er hielt mich zurück, verband mir die Augen und setzte die Fahrt fort. Sein Schweigen spannte mich auf die Folter. Ich kam mir vor wie in einem dieser Filme von Viv Thomas. Mir wurde warm, trotz des wenigen Stoffs, den ich trug.
Bei seinem nächsten Halt stieg er aus. Er öffnete meine Tür, schnallte mich ab, nahm meine Hand und ließ mich aussteigen. Es war totenstill hier um diese Zeit. Er führte mich zu einer Tür, schloss auf und wir gingen durch ein Gebäude, in dem meine Absätze wie Trommelstöcke klangen. Ich schreckte zusammen, als ein lautes Geräusch ertönte. Ein Aufzug? Ein Tor fuhr zur Seite. Ein Lastenaufzug? Als sich das Tor geschlossen hatte und wir mit einem Ruck nach oben fuhren, sah ich mich bestätigt.
Den Geräuschen nach stiegen wir in einer großen Halle aus. Hier arbeitete er vermutlich, wenn er nicht gerade seine aufgedonnerte Frau hierher brachte. Wir gingen ein paar Schritte, bis er mich vor eine Wand stellte, die ich mit den Fingern ertastete. Er nahm meine linke Hand, legte etwas darum, dass sich wie eine Kordel oder eher ein Seil anfühlte, dann fuhr er mit der rechten Hand fort. Meine Arme wurden an den Handgelenken nach oben gezogen. Ich spürte das gleiche Material an meinen Knöcheln. Er führte meine Füße weiter nach außen und fixierte sie dort.
Seinen Griff unter mein Kleid nahm ich klaglos hin. „Das fühlt sich an, als seist du schon in Stimmung“, flüsterte er mir ins Ohr. Dass ich feucht war, wusste ich selber. Natürlich war ich in Stimmung, spätestens seit … vor ein paar Monaten. Er setzte seine Erkundungen fort, berührte mich, küsste mich. Dann riss er mir das Kleid vom Leib. Es war anscheinend nicht einmal besondere Kraft nötig, kein Stoff, der sich wehrte, die Naht am Rücken trennte sich einfach auf und ließ mich in meinem String zurück.
Ich wollte mich über die Zerstörung meiner liebgewonnenen Garderobe beschweren. Allein die Erwartung, was er als nächstes mit mir machen würde, hinderte mich daran. Der kurze Schmerz, als das Kleid mich freigab, dieses Ausgeliefertsein außerhalb des Bettes, das alles hatte schon was. Das war wirklich mal was „Anderes“. Auch wenn es unwahrscheinlich war, dass uns hier jemand überraschte, es war fast schon öffentlich, gewagt, verboten.
Mein String musste offenbar vor einer Schere kapitulieren, folgerichtig stand ich im nächsten Moment nackt da. Ohne Umschweife steckte er seinen Finger in mich, dann einen zweiten, winkelte sie an, brauchte eine gefühlte Minute und hatte eine sich windende Eroberung gemacht. Ich hatte mit seiner Zunge gerechnet, wenigstens mit seinen Lippen auf mir. Das Schlimmste an den Fesseln war, dass ich ihn nicht berühren konnte. Genau jetzt wäre mein Griff unausweichlich gewesen, um ihm etwas von dem zurückzugeben, das er in mir auslöste. Weil ich nichts an meiner Lage zu ändern vermochte, entschied ich, seine Berührungen einfach zu genießen.
Patrick stand direkt vor mir, zog meinen Kopf in den Nacken, gab mir einen Kuss, den ich mit gleicher Intensität erwiderte und ohne Vorwarnung drang er tief in mich ein. Er wartete vielleicht zwei, drei Sekunden, dann begann er, mich mit festen rhythmischen Stößen zu nehmen. Seine Finger, seine Hände griffen nach mir, meinen Brüsten, den Brustwarzen, meinem Po, als sei ich ein Selbstbedienungsladen. Kein Abwarten meiner Reaktion wie sonst. Er befriedigte sich an mir, so kam es mir vor. Und mein Körper schien nicht das Geringste dagegen zu haben. Ich hing buchstäblich in den Seilen, was dazu führte, dass er mich in die für ihn angenehmste Position bewegen konnte. Dieses Abgeben jeder Kontrolle war berauschend. Ich war froh, wieder jemandem so vertrauen zu können.
Er kam deutlich schneller als sonst und ließ mich ohne Nachspiel stehen. Ich versuchte, mich möglichst aufreizend hin und her zu winden, meinen Hintern herauszustrecken, drehte meine Brüste vor seinen hoffentlich darauf gerichteten Augen zu beiden Seiten. Ich wollte jetzt mehr und zeigte es unvermeidlich mit meinem breiten, vergnügten, verdorbenen Grinsen. Mein ganzer Körper war ein einziges Signal.
Dass er mir nicht widerstehen konnte, wenn ich so war, hatte er mir mindestens hundert Mal gesagt. Ich liebte es, wenn er mich anstarrte, sah ihm gerne zu, wie er immer mehr Lust auf mich bekam. Ich kannte meine Reize und es gab nichts Schöneres für mich, als vor ihm damit zu spielen. Es war schon wie eine kleine Sucht, ihn um den kleinen Finger zu wickeln, wenn ich – ganz aus Versehen – in Dessous oder nackt vor ihm stand. Sein Blick, wenn er schon langsam heiß wurde und ich mich auf allen Vieren vor ihn kniete, war einfach unbeschreiblich. Ich liebte es, in diesen Momenten der Mittelpunkt seines Universums zu sein. Kein Mann vor ihm hatte mir je dieses Gefühl gegeben. Wenn er so war, ließ er mich glauben, die begehrenswerteste Frau auf diesem Planeten zu sein.
Er fingerte noch einmal prüfend an meinen Fesseln, küsste mich und legte seine Lippen an mein Ohr. „Du wirst alle Aufmerksamkeit erhalten, die dir zusteht.“ Er hatte schon wieder meine Gedanken gelesen, dieser Mistkerl. Seine Schritte entfernten sich. Er hantierte an irgendetwas herum. Ich war bis zum Bersten gespannt, was er mit mir vorhatte.
Dann ertönte klassische Musik. Ich fuhr richtig zusammen, so laut dröhnte sie mir entgegen. Die Geräusche seiner sich entfernenden Schuhe drangen kaum mehr an meine überstrapazierten Ohren. Eine Tür öffnete sich, fiel zu, dann hörte ich nur noch Musik.
Wollte er zum Auto? Warum nahm er nicht den Aufzug? Was hatte er vor? Ich war definitiv in der Stimmung für mehr, mehr Patrick, mehr Berührung, mehr Aufmerksamkeit. Die Minuten zogen sich vor meiner inneren Uhr, meine so kunstvoll herbeigeführte Hingabe drohte sich zu verflüchtigen. Nach weiteren Minuten war ich leicht genervt. „Patrick?“ Nichts.
Also gut, vermutlich stand er irgendwo, sah mich an und wartete darauf, dass er wieder in der körperlichen Verfassung war, über mich herzufallen. Ich hoffte nur, dass würde nicht allzu lange dauern. Die Musik nervte. Immerhin war es nicht kalt, die hohen Absätze waren allerdings alles andere als bequem.
Zugegeben, mein Zeitgefühl war nicht das beste, aber es musste schon eine halbe Stunde vergangen sein, als ich sämtliche Lust daran verloren hatte, hier noch weiter rumzustehen. „Patrick?!“ Wieder keine Antwort. „Ich müsste langsam mal für kleine Mädchen. Wenn du also nichts Außergewöhnliches mehr mit mir vorhast, könntest du mich dann bitte losbinden?“ Meine Laune war selten auf einem tieferen Niveau als in diesem Moment. Von Aufmerksamkeit konnte hier keine Rede sein und nur rumzustehen war nicht wirklich aufregend. Nichts rührte sich, keine Tür öffnete sich, keine Hand berührte mich. Nur diese dämliche Musik.
Meine Versuche, eine Hand aus den Fesseln zu befreien scheiterten kläglich. Ich rief wieder nach ihm, wurde richtig sauer, schrie seinen Namen und ein paar Beschimpfungen hinterher. Ohne jede Reaktion. War er wirklich weggefahren?
Ich stand hier in einem Großraumbüro, morgen würden hier Menschen arbeiten, er war oft am Samstag hier. Wie lange wollte er mich hier ausharren lassen? Er würde mich nicht so stehen lassen. Er hatte es versprochen. Meine Beine schmerzten, von meinen Füßen ganz zu schweigen. Ich war kurz davor, einen Krampf im Arm zu bekommen. Das war nicht witzig. Und schon gar nicht erotisch. Ich zerrte mit aller Kraft an meinen Fesseln, stellte mir vor, dass er mir dabei zusah, wie ich meinen Körper vor ihm streckte, wandte und drehte. Oder war ihm was passiert? Lag er da draußen und konnte mich gar nicht befreien? Meine Gedanken drehten sich im Kreis, für Stunden, zumindest kam es mir so vor. Meine schlechte Laune wich ernster Sorge, kurz vor Panik.
Irgendwann setzte endlich diese dämliche Musik aus. Die Stille war wohltuend, wenigstens für einige Zeit, dann glaubte ich, überall Geräusche zu hören. Ich rief wieder nach ihm, bekam aber nur meine eigene Stimme von den Wänden als Antwort. Er hatte die verdammte Augenbinde so fest gezogen, dass ich sie nicht abstreifen konnte. Ich versuchte es mehrfach, indem ich meinen Kopf an meinem Armen entlang rieb, ohne Erfolg.
Nach einer gefühlten Ewigkeit hörte ich den Aufzug. Endlich! Der würde was zu hören bekommen. Das Tor ging auf, Schritte. Das waren Absätze, hohe Absätze, ganz sicher. Stimmen, aber nicht seine, zwei Frauen? Panik, augenblicklich. Wie spät war es? Schon Bürozeit?
Die Tür wurde geöffnet. Die Stimmen verstummten kurz, setzten ihr Gespräch aber gleich wieder fort. Ich hörte ihnen gar nicht zu, stand nur da, starr, gelähmt, blind.
Meine Situation brannte sich in mein Bewusstsein. Ich stand hier, nackt, breitbeinig, gefesselt, mit eindeutigen Spermaresten auf und unter mir und jetzt kamen hier Leute rein, die zur Arbeit gingen. Ich wurde knallrot. Tränen stiegen mir in die Augen, ich fühlte mich verraten, ausgeliefert.
Die Scham hielt nicht lange an, wandelte sich in Angst, Panik, Verzweiflung. Was machte man in so einer Situation? Was hätte ich gemacht, wenn ich morgens im Büro so eine Szene vorgefunden hätte? Mich angesprochen? Warum hatten die beiden nichts gesagt? Es waren doch zwei? Warum hatten sie mich nicht angesprochen? War ich versteckt? Zugedeckt?
Unmöglich, ich spürte jeden Lufthauch an meinem Körper, an dem ich vor ein paar Stunden noch die kalte Wand hinter mir gespürt hatte. Ich stand mit dem Rücken zur Wand. Nicht in einer Abstellkammer sondern in einer Halle. Das war sicher. Vielleicht ein Großraumbüro, vermutlich.
Wieder Schritte, wieder öffnete sich die Tür. Die Schritte gingen einige Meter entfernt an mir vorüber. Ich versuchte, einen klaren Gedanken zu fassen. Sollte ich auf mich aufmerksam machen? Was, wenn sie mich wirklich nicht sehen konnten, wenn ich hinter einem Vorhang stand? Wollte ich so gefunden werden? Meine Alternativen waren überschaubar. Ich konnte hier nicht ewig stehen bleiben. Ich musste mich bemerkbar machen. Man würde mir helfen, es würde sehr peinlich werden, aber ein Ende haben. Und ich würde nie wieder ein Wort mit Patrick reden.
Die pure Verzweiflung ließ mich ein unsicheres „Hallo?“ in den Raum hauchen. Ich erhielt keine Antwort. „Hallo, kann mir bitte jemand helfen?“, fragte ich lauter. Ich wollte, dass das jetzt endete. Sofort. Keine Reaktion. „Hallo?!“ Ich rief so laut ich konnte. Die Gespräche um mich herum wurden fortgesetzt, die Schritte gingen weiter auf und ab, die Tür wurde geöffnet und fiel zu. Jemand ging dicht an mir vorüber, streifte mich mit einer Jacke oder einem Mantel. Niemand schien mich wahrzunehmen, sich an mir zu stören oder mir helfen zu wollen. Warum nicht?
Mir schoss ein übler Gedanke durch den Kopf. hatte er das schon öfter gemacht? Kannten die Leute hier seine Macke? Er war der Chef, also sagten sie nichts, waren vielleicht sogar Teil des Plans, des Spiels, dieser Tortur? Was würde noch mit mir passieren und wo war er?! In meiner Panik war keine Wut mehr, nur noch die pure Verzweiflung.
Mittlerweile musste ich wirklich dringend pinkeln. „Hallo? Bitte, ich müsste mal!“ Ich spürte wieder die Hitze in meine Wangen steigen und wieder nahm scheinbar niemand Notiz von mir. Ich schluchzte, wollte schreien, aber was, zu wem?
Ich baumelte weitere endlose Minuten in meinen Fesseln, schluchzend, kopfschüttelnd, mich windend und wusste genau, ich würde den Druck meiner Blase nicht mehr lange kontrollieren können. Ich verkrampfte, tat was ich konnte, aber irgendwann musste ich aufgeben. Ich spürte, wie ich mich entleerte, wie mir der Urin die Beine hinab lief, über die Knöchel, die Füße, wie er deutlich hörbar auf den Boden plätscherte und ich konnte nicht anders als jetzt hemmungslos zu heulen. Diese Erniedrigung hatte ich nie gewollt und sicher auch nicht verdient.
Er hatte mich oft dafür kritisiert, wenn auch sehr nett und zurückhaltend, dass ich es genoss, von anderen Männern begafft zu werden, wie ich mich aufreizend bewegte, kleidete, dem einen oder anderen einen versehentlichen Einblick in mein verführerisches Dekolleté gönnte oder besonders lange an meinen Schuhen herumfummelte, damit der eine oder andere Blick auf meinem knackigen Hintern ruhen konnte. Ja, ich genoss es, begehrt zu werden, ich hatte — vor ihm – auch die eine oder andere Einladung angenommen, wenn mir der Typ gefallen hatte, war aber meistens doch enttäuscht von den Nummern, die die Macho-Elite zu bieten hatte. Die große Auswahl half eben nur bedingt, nur in Bezug auf die Fallzahl, nicht das Ergebnis.
Und nun stand ich hier, über einer Pfütze, verheult und ich wusste nicht einmal, wie viele Augenpaare auf mich gerichtet waren. Er führte mich vor, hatte damit eine meiner nachhaltigsten Phantasien erfüllt und es machte mir keinen Spaß. Ich hatte ihm oft von dieser Vorstellung erzählt, weil sie mich heiß machte und jetzt bewirkte deren Umsetzung das Gegenteil. Er hätte mich fragen müssen, vorbereiten müssen, auch, wenn es dann nicht dieselbe Phantasie gewesen wäre. Ich wollte das hier nicht, ich wollte im Bett sein, von mir aus gefesselt, aber nicht hier, nicht so.
Ich schrie meine ganze Verzweiflung, meine Wut auf mich selbst, auf ihn und auf alle in diesem Raum mit all meiner verbliebenen Kraft heraus: „Hilfe!!!“
Mit einem Mal war es totenstill. Mein Schrei hallte in der Weite der Halle nach. Dann wieder Schritte, auf mich zu. Jemand machte sich an meiner Augenbinde zu schaffen. Es wurde plötzlich hell. Ich blinzelte. Vor mir stand ER. Ich wollte ihn am liebsten anspringen, ihm die Augen auskratzen, seine Eier bis in seinen verfluchten Hals treten. Ich sah mich um, sah eine vollkommen leere Halle, ein paar alte Maschinen, Tische, Schrott, einen Schreibtisch mit einer Mini-Stereoanlage.
Patrick grinste mich zufrieden, überlegen und irgendwie wissend an. Er ging zur Anlage, drückte den Knopf und in der nächsten Sekunde hört ich das geschäftige Treiben, die Stimmen, Gespräche, Schritte, Türen, den ganzen betriebsamen Lärm von vorhin.
Er kam zu mir, zog meinen Kopf nach hinten und sah mir tief in die Augen. „Du solltest dir gut überlegen, wie viel Aufmerksamkeit du von anderen willst. Du bist alles für mich und ich nichts ohne dich. Ich habe nicht geglaubt, dass du das wirklich wolltest und du hast hoffentlich nicht geglaubt, dass ich das wirklich machen würde.“
Ich schüttelte den Kopf, weil ich nicht mehr wusste, was ich glaubte und schon gar nicht, was ich wollte. Er küsste mich, löste meine Fesseln und ich sackte kraftlos, wortlos und ohne einen spürbaren Willen auf seiner Schulter zusammen. Ich hörte nichts, fühlte nichts und mein Kopf war leer wie eine frisch gemähte Wiese.